Bevölkerung. — Volksteile. Religion.
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Vii. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1) Volkstcile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen; Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten) und im Alten Lande; im Harze
kleine Teile von Franken, Hessen und Schwaben und Einwanderer aus dem
Sächsischen Erzgebirge (um 1520), zu dem Mischstamme der Harzfranken der-
einigt. Die slawischen Bewohner des Wen dl and es sind den Niedersachsen
ähnlich geworden, und ebenso ist es im Werder gegangen, dem n.ö. Zipfel
von Br., im Amte Vorsfelde am Drömliug, wo ehemals slawisches Volkstum
herrschte und wo noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott.
Friesisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, an seine Stelle
ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen getreten, das als
Volkssprache, freilich durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt, noch fast das
ganze Gebiet beherrscht. Am S.-Rande des Harzes von Osten bis nach Walken-
ried und Sachsa überwiegt der mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer,
während die Bergstädte der oberdeutschen (oberharzischen) Mundart an-
gehören: aber die andern Teile des Harzes, namentlich die S.w.- und die
N.w.-Seite reden uiederdeutsch. Der Name der Bode hingegen ist aus der
slawischen Grundform bada — Wasser entstanden.
Im Berg- und Hügellande des S.o. überwiegt bei der Landbevölkerung der zwei-
stöckige, aus Fach- und Flechtwerk errichtete fränkische Hausbaus. Das „Platzgebäude"
des wohlhabenden Friesen zerfällt in das von einem mächtigen Dache geschützte, im
Innern viergeteilte Wirtschafts- und das angehängte quadratische Wohngebäude. Der
größte Teil der Landleute aber verharrt bei dem sächsischen Hause, in dem sich das
ganze Wirtschaftsleben um die große Diele dreht. S. Bilder und Grundriß S. 47 f.
Das anheimelnde Strohdach aber weicht notgedrungen immer mehr dem Ziegeldach, und
städtische Bauweisen drängen sich immer mehr ein 2). Das Wahrzeichen des sächsischen
Hauses sind zwei Pferdeköpfe aus Holz, vorn am Giebel befestigt, auf dem Hause der
Altländer zwei Schwäne. Die Pferdeköpfe heißen auch wohl „Kraienstol" — Krähen-
stuhl oder „Ulensinrn" = Eulengiebel. Sind die Köpfe einander zugewandt, so scheinen
sie das ehemalige Gebiet der Langobarden, die nach außen schauenden dasjenige der
Sachsen zu bezeichnen. Die „Giebelsäulen" im Gebiete des Teutoburger Waldes, w. bei
Osnabrück, am Dümmer, n. bis Petershagen und Luthe bezeichnen vielleicht das Land
der Engern (?).
2) Religion.
Braunschweig.
a. 407112 (93,8 % gegen 95 % i. I. 1885) E. bekennen sich zur
lutherischen Landeskirche. Unter dem Konsistorium zu Wolfenbüttel stehen
4 Generalinspektionen und die Parochie Thedinghausen. Jede dieser Inspektionen
bildet eine eigene Synode, Kirchengesetze aber können nur vou der Landes-
Synode erlassen werden, die aus 14 geistlichen und 18 weltlichen Mitgliedern
besteht. Synodal-Ansschnß.
~ x~o un^ Geographie, Größte Ausgabe, Bilderanhang
0. D < V/~~— Ooz.
2) Das wirklich echte sächsische Haus wird immer seltener, so daß schon von dem
Plane geredet wird, ein solches abzubrechen und zur Erinnerung in der Hauptstadt
Hannover wiederaufzubauen.
3*
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äliüorlanöfdjaft. Die Torfmoore entstehen aus absterbenden Wasserpflanzen und Moosen. Bei Uns sind die Moore besonders im W der unteren Weser ver-
breitet. Man sticht den Torf, der, je weiter nach unten, desto älter, schwerer und schwärzer ist, und trocknet ihn zu Brennstoff. Große Moore werden durch
schnurgerade Kanäle erschlossen. Die Häuser der Moorbauern liegen am Kanal, in dessen Nachbarschaft das Moor und der durch Torfstich freigelegte Untergrund
allmählich in Kulturland umgewandelt werden. Die öde baumarme und düster wirkende, im Sommer drückend heihe Moorlandschaft gewährt einen weiten Blick.
Die Bewölkung wechselt schnell.
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1. Volksteile. — Hausbau.
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Im Berg- und Hügellande des 30 überwiegt bei der Landbevölkerung der zwei-
stöckige, aus Fach- oder Flechtwerk errichtete fränkische Hausbau, mit getrennten
Ställen und Scheunen einen viereckigen Hof einrahmend. S. Bild S. 72. Das „Platz-
gebäude" des wohlhabenden friesischen Bauern (in Holstein „Heuberg" oder „Barg-
hus") vereinigt das von einem mächtigen Dache geschützte, im Innern viergeteilte
Wirtschafts- mit dem angehängten quadratischen Wohngebäude. Es sieht stattlich,
aber nüchtern aus und dringt jetzt weit auf den sächsischen Boden vor, weil es billiger
ist und als praktisch gelobt wird.
Dem niedersächsischen Bauernhause ist eine Schar begeisterter Lobredner er-
wachsen, nun es zu verschwinden droht und die Landschaft, in die es sich wie ein
Glied der Natur selbst hineinschmiegte, um ein gutes Stück ungesuchter Poesie ärmer
wird. Es ist entstanden aus dem Schafstalle, an dessen langgestrecktem Bau aus
Holz und Flechtwerk sich allmählich alle andern Räumlichkeiten angegliedert haben,
wie noch heute sich das ganze Wirtschaftsleben auf seinem „Atrium", der „Großen
Diele", abspielt und alle andern Räume nur als Anhängsel erscheinen. Die Mittel-
dreschdiele als Stallgasse, auf welche die Köpfe des beiderseits eingestallten Viehs
gerichtet sind, das große vierflügelige Einfahrtstor und hinter der Großen Diele die
Flett-(Wohn-)Diele mit dem Herdfeuer sind das Kernstück des sächsischen Hauses. Die
der Großen Diele „angeklappten" niedrigeren Seitenschiffe mit den Ställen heißen
Kübbung, und das Kübbungshaus war das bei uns zulande herrschende. Menschen,
Großvieh, Kleinvieh, Ackerfrüchte, Herr und Knecht, Stall und oft auch Bett —
alle in demselben vom Rauche des Herdfeuers erfüllten und gebeizten Räume, ohne
daß Gesundheit und sozialer Friede darunter litten. Dem „Einbau" oder „Langhause"
gibt sein Gepräge das anheimelnde Strohdach, auf das die Pflanzenwelt der Um-
gebung im Laufe der Jahrzehnte langsam hinaufwanderte. Dieses Dach wird nun
freilich kaum mehr zu halten sein, aber es wird auch überhaupt kein niedersächsisches
Bauernhaus mehr gebaut, nur veränderte Nachbildungen mit Ziegeldächern und "
Schornsteinen. Solche Eichenbalken, wie sie zu einem gerechten Gebäude gehörten —
30 m lang und darüber —, sind kaum noch für teures Geld zu haben. Dazu
kommt das Bedürfnis nach weiteren Nebengebäuden, die unentbehrlichen Maschinen
aufzunehmen, wodurch die Große Diele wiederum entbehrlich wird. Damit nun
nicht das Allerweltshaus des Städters oder gar das Vorstadthaus das Land über-
schwemmt und damit nicht mit dem Bauernhause auch das Bauernleben verschwindet,
sind schon mancherlei Versuche angestellt worden, einen Bau — wenn es sein muß,
aus Eisen und Zement — zu schaffen, der den Zwang der Neuzeit mit alten Gewohn-
heiten versöhnen soll, und in neuester Zeit stoßen wir auch auf Bauten, die Wohl-
gefallen erwecken können. In Westfalen sind sie schon häusiger, und den Bauern
fehlt es nicht mehr an guter Bauberatung. — Das Wahrzeichen des sächsischen Hauses
sind zwei Pferdeköpfe aus Holz, vorn am Giebel ausgesägt, auf dem Hause der Alt-
länder zwei sich in die Brust beißende Schwäne (siehe auch S. 71). Die Pferdeköpfe
heißen auch wohl „Kraienstol" — Krähenstuhl oder „Ulenfiärn" — Eulengiebel. Die
Bewunderer dieses sinnbildlichen Schmuckes hoffen ihn auf die Zeiten Widukinds und
noch viel weiter zurückleiten zu können- aber wir dürfen nicht verkennen, daß solche
Giebelzierden zunächst bautechnisch bedingt sind. Ebenso ist die Frage, ob die nach
außen schauenden Pferdeköpfe das Gebiet der Sachsen, die einander zugewandten die
ehemaligen Wohnsitze der Langobarden bezeichnen, so lange nicht spruchreif, bevor
ihr Vorkommen nicht wenigstens genau kartiert ist. Die „Giebelsäulen" im Gebiete
des Teutoburger Waldes, westlich bei Osnabrück, am Dümmer, nördlich bis Petershagen
und Luthe bezeichnen vielleicht das Land der Engern (?); im Kreise Zeven kommt
das Kreuz als Giebelzierde vor. Hadeln und Kehdingen kennen keinen das Dach
überragenden Giebelschmuck, aber lieben es, den Giebel mit buntbemalten, auch wohl
zu Figuren ausgesägten Brettern zu verkleiden.
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Torfstich. — Schichten im Steller Moor. 69
l-t. Torfstich im Hochmoor bei Bremen. Das Sinken des Wasserstandes ruft im Frühsommer den
Moorbauern ins Moor. In mühsamer Arbeit sticht er mit schmalem, scharfgeschliffenem Spaten die ver-
filzten Schichten der „brennenden Erde" ab, häuft sie auf, damit der Wind sie trocknet, und fährt den Brenn-
stoff in Kähnen auf dem Kanal zur Stadt. Ans den obersten Moorschichten wird Torfstreu gewonnen.
rl'-jfi ■■'t I1 , r ®*00r bei Burgdorf in Hannover. Auf undurchlässigen Schlamm-
schichten über dem Geschiebemergel bildeten Wasserpflanzen das schlammige Niedermoor. Uber dieses breitete
>ich Lruchwald aus (hier stämmige Eiben mit steinhartem Holz), vermoderte aber später zum Übergangs-
moor. Auf diesem wucherte dann das mächtige Hochmoor aus Sphagnum-Moosen und Wollgras, an trockenen
stellen auch aus Heide und Strauchwerk und bildete dicke, filzige Schichten mit deutlich erkennbaren
pfianzenresten. Die tieferen Lagen destorfes haben erdige Form und dunklere Färbung bis zumpechschwarz
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
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Niedersächsisches Bauernhaus.
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18. Niedersächsisches Bauernhaus. Da im Nordwestdeutschen Tieflande der Ackerbau meist
mit Viehzucht verbunden ist, entwickelten sich schon in alten Zeiten die Langhäuser. Sie ver-
einigen die menschliche Wohnung mit dem Vieh- und Scheunenraum unter einem Dache und ermög-
lichen dem Landmanne eine bequeme Wartung des Viehes. Die Futterkrippen liegen unmittelbar
an der langen Diele, die vom Tor bis zum offenen, schornsteinlosen Herde das Haus durchzieht.
Ig. Diele eines niedersächsischen Bauernhauses. Die Tür im Hintergrunde links führt in
die Kammern, rechts in die gute Stube. Im allgemeinen spielt sich das tägliche Leben auf der Großen
Diele und um den Herd ab. In älteren Gebäuden ragt dieser kaum in Fußhöhe auf.
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TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
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Fränkische Hofanlage. — Kaiserhaus in (Boslar.
Wohnhaus. Dungstätte, Taubenhaus, Scheuer. Stall.
20. Fränkische Hofanlage.
Hauskapelle. Verbindungsgang. Kaisersaal. Nördlicher Anbau.
Kaiserbleek.
21. Das Kaiserhaus zu Goslar. Der älteste erhaltene weltliche Bau der deutschen Kaiserzeit,
von Kaiser Heinrich Iii. errichtet, im 19. Jahrhundert wiederhergestellt.
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Extrahierte Personennamen: Scheuer Heinrich_Iii Heinrich